Kastration beim Hund
Bereits mit dem simplen Wunsch nach einem Haustier können in einer Familie wilde Diskussionen ausgelöst werden. Welche Rasse soll es sein, Rüde oder Hündin und wie soll das Tier überhaupt heißen? Sind diese grundlegenden Entscheidungen getroffen, so wird es nicht unbedingt einfacher. Schließlich hat es der kleine Vierbeiner schon innerhalb weniger Stunden geschafft, sich komplett in die Herzen der gesamten Familie zu schleichen. Hunde sind eben auch wahnsinnig tolle Tiere. Verspielt und treu zugleich sind diese einzigartigen Tiere die besten Begleiter, die sich ein Mensch nur wünschen kann. Und gerade deshalb liegt es natürlich auch im Ermessen der Zweibeiner, den Hunden ein möglichst schönes Leben zu ermöglichen. Und dazu gehören auch – ähnlich wie bei Kindern – Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Egal, ob Rüde oder Hündin – früher oder später wird im Zusammenhang mit deinen Lieblingen der Begriff „Kastration“ fallen. Neben den Sorgen, die ein solcher Eingriff mit sich bringt, spaltet kaum ein Thema die Nationen so sehr wie die Kastration. Ist das Kastrieren der Tiere wirklich notwendig oder nur ein Modetrend? Hitzige Diskussionen entfachen immer dann, wenn es um das Thema Kastration geht. Schließlich gibt es einige vehemente Gegner der Kastration, die mit ihren Schauergeschichten selbst dem vernünftigsten Hundebesitzer einen kalten Schauder über den Rücken jagen. Von Verhaltensveränderungen ist da die Rede, von Aggressionen und einem völlig anderen Hund. Doch auch wenn diese Mythen sich über Jahre halten, wissenschaftliche Belege gibt es in diesem Zusammenhang keine. Und erstaunlicherweise sind Frauen auch eher mit einer Kastration der Rüden einverstanden als die Männer. Schließlich können die Männer sich ja selbst gut vorstellen, wie es sein muss, ein Leben mit entraubter Männlichkeit zu führen. Was für viele männliche Hundehalter ein absolutes Fiasko darstellt, ist für so manchen Rüden ein notwendiger Eingriff, denn nicht nur der Fortpflanzung wird mit diesem Eingriff ein Riegel vorgeschoben. In vielen Fällen verbessert sich auch das Sozialverhalten der Rüden merklich. Doch natürlich ist bei einem eher unerzogenen Hund die Kastration an sich nicht das Allheilmittel schlechthin. Zwar werden viele Rüden nach der Kastration ruhiger, doch an dem fehlenden Sozialverhalten ändert dies natürlich auch nichts. Trotzdem sprechen drei Punkte ganz klar für solch einen Eingriff:
1. Sexualtrieb
Auch Du hast einen Rüden, den nichts mehr halten kann, wenn er den Geruch einer läufigen Hündin aufgenommen hat? Egal, ob Hauptverkehrsstraße oder ruhiger Waldweg – dein Hund hat nur noch die Fährte im Sinn, die es unbedingt zu verfolgen gilt. Kein Rufen hilft, wenn dein Hund erst einmal unterwegs ist. In diesem Fall kann eine fachmännisch durchgeführte Kastration durchaus sinnvoll sein. Wieder nutzen wir den Vergleich zu den männlichen Zweibeinern: Welcher Mann kann nicht nachvollziehen, wie schwer es ist, ein Leben lang sexuellen Lockstoffen ausgesetzt zu sein, ohne diesen Trieb ein einziges Mal ausleben zu dürfen? Der Mensch hat nur den unbeschreiblichen Vorteil, durch Arbeit und Hobby für Ablenkung zu sorgen …
Um alle Männer zu beruhigen – der Rüde ist auch nach der Kastration noch dazu in der Lage, seinem Sexualtrieb nachzugehen und sich Erleichterung zu verschaffen. Zwar wird die Samenproduktion durch den Eingriff stark eingeschränkt, die Sexualität bleibt aber dennoch vermindert erhalten.
2. Aggression
Bei diesem Punkt scheiden sich die Geister: Zwar legen Rüden nach der Kastration ein deutlich gemindertes Aggressionsverhalten an den Tag, aber muss wirklich eine Operation für eine Umkehrung dieses Verhaltens sorgen? Wäre es nicht viel einfacher – sowohl für Mensch als auch für das Tier – von Anfang an etwas für ein ausgeprägtes Sozialverhalten zu tun? Nicht immer ist es sinnvoll, Hunde von rivalisierenden Artgenossen fernzuhalten, bis sich die Aggressionen entladen. Und in diesem ganz speziellen Fall wird dann die Kastration an sich nicht den erwünschten Erfolg bringen. Der Hund ist kastriert – das Aggressionspotenzial bleibt erhalten – weder Mensch noch Hund können sich an einer Veränderung erfreuen. Auch wenn sowohl Tierarzt als auch Hundetrainer dir diesen Eingriff empfehlen – es besteht keinerlei Garantie, dass das Fehlverhalten deines Hundes wie durch ein Wunder verschwindet.
3. Schutz vor Krebs
Eine Kastration dient nachweislich sowohl bei Rüden als auch bei Hündinnen als Prophylaxe gegen Krebs. Durch diesen Eingriff kann das Krebsrisiko auf ein Minimum gesenkt werden. Jedoch sollte die Kastration dann unbedingt in jungen Jahren erfolgen. Im Erwachsenenalter hat eine Kastration auf das Krebsrisiko keinen Einfluss mehr. Auch Probleme mit der Prostata treten bei kastrierten Rüden deutlich weniger auf.
Vor-und Nachteile der Kastration bei Rüden:
Vorteile:
– deutlich geringerer Sexualtrieb
– besserer Umgang mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen
– kein Markierungsdrang mehr
– mehr Ausgeglichenheit
Nachteile:
– eingeschränkte Bewegungsfreiheit direkt nach der OP
– Infektionsrisiko
– gesteigerter Appetit
Doch nicht nur bei Rüden ist die Kastration ein breit gefächertes Thema. Auch im Zusammenhang mit Hündinnen wirst Du früher oder später mit diesem Thema in Berührung geraten. Jedoch in einem völlig anderen Zusammenhang: Häufig dient die Kastration bei Hündinnen der Vermeidung einer ungewollten Trächtigkeit. Doch nicht nur Schwangerschaften können mit der Kastration verhindert werden. Ähnlich wie beim Rüden dient auch hier ein solcher Eingriff der Vorbeugung von Krebs oder Gesäugetumoren. Um jedoch das Risiko zu minimieren, sollte der Eingriff auf jeden Fall vor der zweiten Läufigkeit stattfinden – keinesfalls vor der ersten Läufigkeit! In diesem Fall könnte der Eingriff schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Hündin nach sich ziehen. Solche Tiere können dann unter Umständen unter Entwicklungsstörungen leiden oder im frühtierlichen Stadium der Entwicklung stehenbleiben.
Wie auch bei den Rüden, so gibt es auch bei den Hündinnen sowohl Vor- und Nachteile.
Vor-und Nachteile der Kastration bei Hündinnen
Vorteile:
– keine ungewollte Schwangerschaft möglich
– keine Scheinschwangerschaften möglich
– alle Erscheinungen der Läufigkeit verschwinden
– längere Lebenserwartung
– keine aufdringlichen Rüden mehr
Nachteile:
– einige gesundheitliche Risiken wie Inkontinenz, Harnleitertumore, Herztumore
– hoher Kostenfaktor
– gesteigertes Hungergefühl
Die endgültige Entscheidung liegt natürlich allein bei dir als Hundebesitzer. Doch egal, wie Du dich entscheidest, die Hauptsache ist doch schließlich, dass es deinem besten Freund rund um die Uhr einfach nur gut geht, oder etwa nicht?