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Diabetikerwarnhund

Hunde sind nicht einfach nur tolle Freunde, wenn es um die Gestaltung des Alltages geht. Lange Spaziergänge, Spiele an der frischen Luft, ein Freund in guten wie in schlechten Tagen – dies sind die Fakten, die den meisten Menschen sofort in den Kopf schießen, wenn es um einen Hund geht. Doch Hunde können noch viel mehr sein. Mit der richtigen Ausbildung können Hunde sogar zum wahren Retter in der Not werden. Wenn Hunde eine sogenannte Assistenzhundeausbildung genossen haben, können diese auf vielfältige Art und Weise eingesetzt werden.

Die ersten Diabetikerwarnhunde wurden im Jahre 2003 in den USA ausgebildet. Erst 2007 begannen die ersten Ausbildungsgänge für Diabetikerwarnhunde auch in Deutschland. Ein Assistenzhund wird speziell ausgebildet, um eine mögliche Über- bzw. Unterzuckerung frühzeitig zu erkennen. Immer dann, wenn eine gefährliche Situation droht, so schlägt das Tier sofort an. Sinkt der Blutzuckerspiegel z. B. in den nächsten Minuten unter 120, so greift das Tier ebenfalls ein. Bekommt das Tier den Eindruck, dass der Blutzuckerspiegel stabil bleibt, so schlägt der Hund nicht an, da keine Gefahrensituation im Anzug ist. Doch nicht nur bei einer drohenden Unterzuckerung schreiten Diabetikerwarnhunde ein, sondern auch bei einer drohenden Überzuckerung. Ist ein Hund gut ausgebildet, so wird er bereits reagieren, wenn die Werte die Schwelle von 170 überschreiten. Wird ein Diabetiker frühzeitig gewarnt, so kann er schnellstmöglich die entsprechenden Medikamente einnehmen und so Schlimmeres verhindern.

Auch wenn Hunde in einer qualitativ hochwertigen Ausbildung viel erlernen können, so muss ein Diabetikerwarnhund schon von Anfang an bestimmte Qualifikationen mitbringen. Ein Hund, der zum Diabetikerwarnhund ausgebildet werden soll, muss ein gewisses Maß an Sensibilität mitbringen. Ist diese Sensibilität bei einem Hund nicht gegeben, so wird er sich nicht für diese schwierige und vor allem wichtige Ausbildung eignen. Dementsprechend ist auch nicht jede Hunderasse als Diabetikerwarnhund geeignet.

 

Doch wie warnt denn nun ein Hund sein betroffenes Herrchen?

 

Diabetikerwarnhunde sind im Prinzip schon von Natur aus geeignet, um Gefahrensituationen zu erkennen und frühzeitig zu warnen. Bei der aufwendigen Ausbildung wird diese Fähigkeit weiter gefördert und ausgearbeitet.

Erkennt der Hund, dass der Blutzuckerspiegel seines Menschen zu entgleiten droht, so greift dieser sofort ein. Entweder stupst das Tier seinen Menschen nun an oder es legt ihm einfach nur die Pfote auf. Bei Welpen, die über diese sensible Fähigkeit verfügen, erkennt man diese Fähigkeit bereits schon in den ersten Wochen. Beginnend mit den ersten Schritten können diese Welpen bereits erkennen, wenn einem Diabetiker eine Über- oder Unterzuckerung droht. Aber selbst wenn der Hund diese Fähigkeiten besitzt, so wird er diese stets nur aus seinem freien Willen heraus anwenden. Denn schließlich sind die Diabetiker selbst oftmals erst die Letzten, die eine Über- oder Unterzuckerung frühzeitig erkennen können. Dementsprechend muss der Hund also in der Lage sein, ohne jegliche Kommandos die Gefahr zu erkennen und dementsprechend zu reagieren.

© Martina Berg - Fotolia.com - Rettungshund2

Bei der Ausbildung arbeitet der Trainer also nicht nur mit dem Hund, sondern mit dem Team Hund-Mensch. Denn nur wenn Hund und Mensch als Einheit funktionieren, können Notfälle dauerhaft verhindert werden. Wenn das „simple“ Warnen durch den Diabetikerwarnhund nicht ausreicht, so können gut geschulte Hunde noch einen Schritt weitergehen. Bestimmte Hunde können neben dem Erkennen eines Notfalls auch noch zusätzlich erlernen, mit dem Telefon den Notruf abzusetzen, z. B. wenn der Diabetiker doch einmal in die Bewusstlosigkeit fallen sollte.

Doch auch wenn Assistenzhunde schon von Anfang an gewisse Fähigkeiten mitbringen müssen, so sind die Hundezentren mittlerweile doch dazu übergegangen, die dabei benötigten Fähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln. Das Hundezentrum forderte Diabetiker auf, zu unterschiedlichsten Momenten eine kleine Blutprobe zu nehmen. Aufgetragen auf einen Tupfer dienten diese Proben den Assistenzhunden zur Übung. Mit einer Zuverlässigkeit von 50 % konnten die Hunde dort erkennen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht. Dementsprechend wird laut dieser Studie deutlich, das die Hunde anhand einer bloßen Probe nicht erkennen können, ob es sich um eine Situation handelt, in der Hilfe erforderlich ist. Hunde müssen also an ihrem Menschen bestimmte Zeichen wahrnehmen, bevor diese auch einschreiten. Diese Studie wurde in den USA durchgeführt. Ebenfalls in den USA wurde eine Studie durchgeführt, die belegt, dass Hunde nicht auf die Veränderung des Blutzuckers an sich reagieren, sondern eher auf die Veränderung der Sauerstoffsättigung. Gleichzeitig wurde dabei deutlich, dass sensibel geschulte Hunde nicht nur auf Über- und Unterzuckerungen reagieren, sondern auch auf andere Krankheitsbilder. Sowohl bei epileptischen Anfällen als auch bei Migräne- und Asthmaanfällen können Assistenzhunde warnend eingreifen. Dieser Schluss legt nahe, dass solche Hunde bei unterschiedlichen Krankheitsbildern gleiche Symptome bemerken. Daraufhin weisen diese Tiere ihren Menschen durch lecken an Mund, Gesicht, Hand oder Ohr hin. Auch das Auflegen bzw. Anstupsen mit der Pfote kann ein deutliches Signal sein.

Das Leben eines Diabetikers kann durch einen geschulten Assistenzhund deutlich erleichtert werden. Auch Kinder können bereits ab einem Alter von sechs Jahren einen geschulten Assistenzhund zur Seite gestellt bekommen. Jedoch sollte der Assistenzhund unbedingt der einzige Hund im Haushalt sein. Katzen, Vögel, Hasen sind natürlich kein Problem. Nur andere Hunde können schnell für Ablenkung des Assistenzhundes sorgen.